
- 07.02.2025
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Der EU AI Act, der am 1. August 2024 in Kraft trat, stellt das weltweit erste umfassende Regelwerk für künstliche Intelligenz dar. Er zielt darauf ab, menschenzentrierte und vertrauenswürdige KI-Systeme zu fördern und gleichzeitig ein hohes Maß an Schutz für Gesundheit, Sicherheit und Grundrechte zu gewährleisten.
Artikel 4 des EU AI Act verpflichtet nun Unternehmen, sicherzustellen, dass ihr Personal über ausreichende KI-Kompetenzen verfügt. Diese Regelung ist seit 2. Februar 2025 in Kraft.
Im triniBlog erklären wir:
- Was besagt der Artikel 4 und für wen gilt er?
- Was ist zu tun für Unternehmen?
- Was passiert, wenn man nichts tut?
Und los gehts!
1 Was besagt der Artikel 4 des EU AI Act?
Der Artikel 4 des EU AI Act verpflichtet nun Anbieter und Anwender von KI-Systemen, sicherzustellen, dass ihr Personal über ausreichende KI-Kompetenzen verfügt.
Unternehmen müssen also sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter, die mit dem Betrieb und der Nutzung von KI-Systemen befasst sind, über ein ausreichendes Maß an Kompetenz im Bereich KI verfügen. Dabei sind deren technische Kenntnisse, Erfahrungen, Ausbildungen und Schulungsstand zu berücksichtigen. Zudem ist der Kontext, also die Anwendung, für die KI-Systeme eingesetzt werden, sowie die betroffene Zielgruppe zu beachten.
Hier der übersetzte Auszug aus dem EU AI Act:
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In der Praxis bedeutet dies, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die noch über keine ausreichenden technischen Kenntnisse und Erfahrungen verfügen, für die Anwendung von Künstlicher Intelligenz ausgebildet oder geschult werden müssen. Die Verpflichtung gilt auch beim Einsatz von KI-Systemen mit minimalem Risiko.
Dies betrifft damit alle Organisationen, die KI beruflich nutzen, unabhängig von ihrer Größe oder der Risikoklassifizierung ihrer Anwendungen!
2 Was ist zu tun für Unternehmen?
Um den neuen Regulatorien der EU zu entsprechend, gelten folgende Empfehlungen für Unternehmen:
- Bedarfsanalyse
- Ermitteln Sie den aktuellen Stand der KI-Kompetenzen in Ihrem Unternehmen und identifizieren Sie den Schulungsbedarf.
- Welche KI-Systeme werden im Unternehmen eingesetzt?
- Wie risikoreich sind diese Systeme?
- Wer interagiert mit diesen Systemen?
- Welches Wissen und welche Fähigkeiten sind bereits vorhanden?
- Ermitteln Sie den aktuellen Stand der KI-Kompetenzen in Ihrem Unternehmen und identifizieren Sie den Schulungsbedarf.
- Schulungsprogramme
- Implementieren Sie gezielte Weiterbildungsmaßnahmen, um das Wissen Ihrer Mitarbeiter im Umgang mit KI zu vertiefen. Neben allgemeinen Schulungen zu Grundkenntnissen, Funktionen, rechtlichen und ethischen Aspekten sollten individuelle Vertiefungen für die verschiedenen KI-Systeme berücksichtigt werden.
- Kontinuierliche Weiterbildung
- Fördern Sie eine Kultur des lebenslangen Lernens, um mit den schnellen Entwicklungen im KI-Bereich Schritt zu halten und stimulieren Sie die den Austausch neuer Informationen innerhalb des Unternehmens. Dies kann im Rahmen sogenannter Lernzirkel und mit Supervision durch einen externen Berater erfolgen.
- Dokumentation von KI-Maßnahmen
- Halten Sie die durchgeführten Schulungen und die erworbenen Kompetenzen Ihrer Mitarbeiter schriftlich fest, um ihre Compliance mit dem EU AI Act im Bedarfsfall nachweisen zu können. Damit belegen Sie die Erfüllung der Verpflichtung nach Art. 4 des EU AI Act, auch wenn dieser keine konkrete Dokumentation fordert.
- KI-Richtlinien / KI Governance
- Weiters empfiehlt es sich, im Unternehmen klare KI-Richtlinien für die Verwendung von KI zu definieren, auch wenn dies keine explizite Verpflichtung des Artikel 4 des EU AI Act ist. Sie geben ihren Mitarbeitern damit klare Handlungsempfehlungen, sorgen für einen einheitlichen und rechtskonformen Umgang und senden ein klares Signal, dass der Einsatz von KI im Unternehmen zur Prozessoptimierung und Performancesteigerung explizit erwünscht ist.
Auch der Einsatz eines KI-Beauftragten ist je nach Unternehmensgröße und Umfang der KI-Nutzung sinnvoll. Der KI-Beauftragte führt Risikobewertungen sowie Risikofolgenabschätzungen durch, treibt Implementierung, Überwachung und Koordination der KI-Strategie voran und übernimmt die Planung und Koordination von Schulungen.
3 Was passiert, wenn man nichts tut?
Auch wenn der EU AI Act zum Teil drakonische Strafen bei Zuwiderhandeln androht, gilt für Unternehmen, die sich nicht an die Regelungen des Artikels 4 des EU AI Act halten: Es drohen keine unmittelbaren Bußgelder oder Strafen, da diese Bestimmung des EU AI Act als Appell formuliert ist.
Allerdings könnte eine unzureichende Umsetzung der KI-Kompetenz im Schadensfall als Verstoß gegen die allgemeine Sorgfaltspflicht des Arbeitgebers ausgelegt werden.
Das bedeutet, dass Unternehmen potenziell haftbar gemacht werden könnten, wenn ein Schaden
- durch fehlerhafte Bedienung eines KI-Systems
- durch unzureichende Risikobewertung
entsteht, der durch angemessene Maßnahmen hätte verhindert werden können. Ein passendes Schulungskonzept für Ihre Mitarbeiter sorgt also in jedem Fall für eine gute rechtliche Absicherung.
FAZIT Mit KI-Schulungen auf der sicheren Seite und im Vorteil
Unternehmen sollten jetzt aktiv werden, da die Anforderungen des AI Act nicht nur eine formale Verpflichtung darstellen, sondern auch betriebliche Auswirkungen haben. Ein später Einstieg in die Umsetzung könnte zu Engpässen bei Schulungen, erhöhten Compliance-Risiken und möglichen Sanktionen führen.
Natürlich gibt es auch die Option, ganz auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz zu verzichten - die fortschreitende Integration der KI in Unternehmenssoftware und Office-Applikationen macht es jedoch zunehmend schwer, sich diesem Megatrend zu entziehen.
Zudem wird KI zunehmend zu einem strategischen Wettbewerbsvorteil – Unternehmen mit qualifizierten Mitarbeitern können die Technologie effektiver nutzen, Innovationen vorantreiben und so echte Effizienzsteigerungen erzielen. Rechtzeitig eingeleitete Maßnahmen sichern also nicht nur regulatorische Konformität, sondern stärken auch die Marktposition und Wettbewerbsfähigkeit.
PODCAST
Wer nicht lesen mag darf hören - Wir haben von der KI einen Podcast zum Blogpost erstellen lassen.
Audiodatei
Gut ausgebildete Mitarbeiter sind der Schlüssel für einen erfolgreichen Einsatz von KI!
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Weiterführende Links
- Zum → Artikel 4 des EU AI Act
- Zum Artikel des Bundeskanzleramts → AI Act der EU: Weltweit erstes staatenübergreifendes Regelwerk in Kraft
- Zum Artikel des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung → AI-Act verlangt ab 2025 Sicherung von KI-Kompetenz
- Zum Blogpost der WKK → AI Act – Die KI-Verordnung der EU
- Wikipedia → Verordnung über künstliche Intelligenz
Bildquellen
- Blogbanner: Dall-E